20.ooo Kilometer mit Lastenrädern

Letzte Woche habe ich die 20.000 Kilometermarke erreicht. Das ist schon eine ganz schöne Distanz, die ich seit Dezember 2015 mit Lastenrädern zurückgelegt habe. Immerhin hätte ich auch die halbe Erde umrunden können. Zeit ein Resümee zu ziehen und die letzten 34 Monate zusammenzufassen.

Wie es begann

Bereits seit 2014 besitzen wir kein eigenes Auto mehr. Daher habe ich im Frühjahr 2015 angefangen mich mit Lastenrädern zu beschäftigen. Es musste doch möglich sein auch größere oder schwere Güter mit einem Fahrrad zu transportieren. Zu diesem Zeitpunkt nutzen wir einen Fahrradanhänger für Einkäufe. Nach etlichen Recherchen kam ich auf das Load von Riese und Müller. Das einzige vollgefederte Rad hatte es mir angetan. Wie es der Zufall wollte, stand ich mit meinem Rad an einer Ampel, als neben mir genau diese CargoBike zum stehen kam. Bei einem Gespräch mit dem Fahrer (so etwas ist übrigens nur mit dem Fahrrad möglich, oder hat jemand schon einmal erlebt wie sich zwei fremde Autofahrer an einer Ampel freundlich unterhalten?) kam heraus, dass dieser der Inhaber der Radstation war und solche Räder verkauft. Gerne kam ich auf das Angebot zurück, ihn im Geschäft zu besuchen. Carola und ich bekamen für einen ganzen Tag zwei Loads zur Verfügung gestellt, die wir auch gleich auf Herz und Nieren, oder besser auf Ladekapazität und Fahrverhalten, prüften. Das „Anfixen“ hat voll funktioniert, der Entschluss war gefasst und unser erstes Load wurde bestellt. Auch damals musste man schon etliche Wochen auf so ein Rad warten. Ende November war es so weit und unser CargoBike konnte abgeholt werden und das Nyon begann die Kilometer zu zählen.
Schon bald zeigte sich, dass es sowohl Carola als auch mir mächtig Spaß machte mit dem Ebike unterwegs zu sein. Gerade bei unangenehmer Witterung war und ist es klasse mit der Unterstützung in die Arbeit zu fahren, doch der nötige Wocheneinkauf war auch ein gutes Argument das Lastenrad zu benutzen.

Ein Lastenrad und seine Folgen

Wer meinem Blog folgt weiß was die Folge der Begeisterung, ich nenne sie auch gerne nachhaltige Freude, war. Im November 2016 zog ein zweites Load vom gleichen Typ bei uns ein. Dieses konnten wir zu guten Konditionen im gebrauchten Zustand erwerben. Von nun an kam ein Auto in unserem Alltag nahezu gar nicht mehr vor. Mit den zwei eCargos bewältigen wir unsere gesamten Alltagsstrecken und so summierten sich die Kilometer. Bei der Nutzung der Räder zeigte sich, dass das Load hinsichtlich der Ladekapazität immer wieder an seine Grenzen stößt. Nicht beim Wocheneinkauf, aber wenn man einen großen Garten und noch größerer Kinder hat, fallen manchmal auch große Lasten an. Aufgrund eines Defektes an der Felge mussten wir mehrere Wochen auf ein Load verzichten und hatten zur Überbrückung ein Packster 80 als Leihgabe. Mit diesem größeren Rad waren plötzlich auch sperrige Güter kein Problem mehr. Das Ende vom Lied: Ein Load wurde verkauft und das Packster 80, Jolly, zog bei uns ein. Die beiden „Großen“ wurden dann im Sommer 2018 noch um das kleine Jollienchen, ein Packster 40, ergänzt.

Die drei Cargos

Ist ein Lastenrad im Verkehr etwas Besonderes?

Nach mehreren zehntausend Kilometer hat man schon einiges erlebt und es hat sich auch einiges verändert in dieser Zeit. Am Anfang war man in Augsburg mit einem CargoBike noch ein echter Exot. Mittlerweile sehe ich eigentlich nahezu täglich andere Lastenräder, die meist zum Kindertransport genutzt werden. Aber auch Hunde sind offenbar, neben Kindern, begeisterte Mitfahrer.
Trotz der Zunahme der Lastenräder im Straßenbild kommt es immer noch zu Gesprächen mit interessierten Zeitgenossen. Hier dominieren Fragen zum Fahrverhalten, aber auch die Kosten sind oftmals Thema und spätestens hier verändert sich meist der Blick. Rückmeldungen wie, „da kaufe ich mir ja ein Auto“, sind keine Seltenheit. Stimmt schon, aber für uns ist ein Rad einfach praktischer und im Unterhalt wesentlich günstiger.
Die meisten Radwege lassen sich auch mit den langen Fahrrädern gut nutzen. Mehrspurige Cargos haben es hier deutlich schwerer. Auf Straßen ohne eigene Spuren habe ich schon das Gefühl, dass die Lastenräder gegenüber normalen Fahrrädern einen gewissen Präsenzvorteil haben. Natürlich werden wir auch knapp überholt, da einige Autofahrer diesem „Überholzwang“ erliegen. Dennoch, mein Eindruck, eher als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen zu werden, bleibt.
Spätestens wenn man große und sperrige Güter transportiert ist man im Verkehr schon etwas Besonderes. Wenn, zum Beispiel nicht mehr genutzt Möbelstücke weitergeben oder entsorgt werden müssen, dann fällt man schon auf. Es ist immer noch so, dass ich bei der Kleinmengenannahme der Abfallverwertungsanlage offenbar der einzige Radfahrer bin. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass einige Angestellte immer wieder nachfragen müssen wie denn ein Fahrrad in die Liste einzutragen sei.

Mit einem Lastenrad lernt man neue Leute kennen

Einmal natürlich im Alltag vor Geschäften oder einfach auf der Straße. Aber es gibt in Augsburg auch eine Lastenradgruppe, in der immer wieder Veranstaltungen organisiert werden. Picknick oder die mittlerweile legendäre Christbaumfahrt, die heuer am dritten Adventssonntag bereits in die dritte Runde geht sind solche Veranstaltungen bei denen man sich trifft. Sensationell war heuer der „Flying Elephant“, das erste Augsburger Lastenradrennen.

Pannen und Defekte

Wenn man im Monat durchschnittlich fast 600 Kilometer mit einem eBike unterwegs ist, dann gibt es natürlich auch mal eine Panne. Gerade am Anfang waren es meist platte Reifen. Vor allem im Winter, wenn der scharfkantige Splitt auf den Straßen liegt. Besserung brachten hier Reifen mit höherem Pannenschutz. Auch der Einsatz von Winterreifen ist sehr empfehlenswert, nicht nur gegen Platten. Das Load, das ich hauptsächlich nutze, hat eine Nuvinci-Schaltung. Bereits mehrfach trat am Schaltzug Spliss auf. Wenn die einzelnen Fasern der Schaltzüge sich dann bis zum Schaltzug hochgearbeitet haben ist ein Schalten kaum mehr möglich. So bin ich auch schon ein-zwei mal mit einem Lasten-Fixi unterwegs gewesen. Die Schaltung selbst war auch schon beim Hersteller, da sie in den unteren Bereichen ein seltsames Klackern von sich gab. Das war nach der Behandlung weg, tauchte aber leider schon bald wieder auf. Laut dem Hersteller ist dies aber keine Einschränkung. Vor kurzem habe ich auch mal einen Bremsklotz an der Hinterbremse verloren. War ganz schön knifflig nur mit der Vorderbremse im Stadtverkehr zu bestehen.
Neben den mechanischen Pannen gab es eigentlich nur ein zwei mal einen Defekt an elektronischen Komponenten. Betroffen war immer das Nyon, das dann aber nach einem Softwareupdate immer wieder seinen Dienst verrichtete.
Unsere Räder gehen alle regelmäßig, so ca. nach 3500 Kilometern, zum Kundendienst. Darüber hinaus erhalten sie alle ein gutes Pflegeprogramm, das beim Load und beim Packster 80 in erster Linie die Kettenpflege mit einschließt. Vor allem in den Wintermonaten ist das einmal wöchentlich nötig. Das kleine Packster hat einen Riemenantrieb und ist dadurch deutlich wartungsärmer.
Immer wieder lockern sich Schrauben an den Aufbauten und Boxen. Dies wird dann, meist auf Strecken mit Kopfsteinpflaster, durch eine lautes Klappern signalisiert. Das regelmäßige Nachziehen gehört also irgendwie auch zum Leben einer Lastenrad-Familie.

17.000 Kilometer hat der Motor im Load schon bewältigt

Fazit

Auch nach 20.000 Kilometern hält die Freude am nahezu täglichen Fahren mit einem Lastenrad an. Für mich, oder besser für uns, ist diese Art der Mobilität ideal und in unserm Wohnumfeld perfekt. Auch beim Transportieren stoßen wir kaum an Grenzen. Die meisten Alltagsstrecken bewegen sich in einem Radius von 5-15 Kilometern, dennoch können an einem Tag auch mal bis zu 40 oder 50 Kilometer zusammenkommen. Dank der Elektrounterstützung ist dies aber auch kein Problem und oftmals nimmt man sogar den schöneren Weg, auch wenn es ein kleiner Umweg ist. Der Motor führt dazu, dass es selbst bei widrigen Wetterverhältnissen Spaß macht zu fahren. Die Technik funktioniert bisher anstandslos. Die Bosch Motoren (Performance Line und CX) verrichten ihren Dienst und so hoffe ich, dass wir uns es noch lange leisten können ohne Auto unseren Alltag zu bestreiten und ich noch viele Kilometer mit unsern CargoBikes unterwegs sein kann.

8 thoughts on “20.ooo Kilometer mit Lastenrädern”

    1. Da bleiben nur drei Möglichkeiten, Job wechseln, umziehen oder akzeptieren. Mal ehrlich, auch 10.000 Kilometer können sich doch sehen lassen und dann hält das Material länger.

      Gruß Andreas

  1. Ich habe diesen Bericht sehr genossen. Super beschrieben und nachvollziehbar – Danke für die vielen Infos und Erfahrung.
    Ich kann die Faszination für das Lastenrad verstehen und dieser Blog macht definitiv Lust darauf.
    Bitte weiter so, ich lese gerne und regelmäßige hier, auch wenn ich nicht immer einen Kommentar hinterlassen.

    Liebe Grüße von der LiegeradFrau!

  2. Ein schöner Bericht vielen dank, mal sehen wann ich vom Anhänger auf das Lastenrad wechsel.
    LG aus Nordhessen

    Ich freue mich immer wieder wenn von euch mal ein neuer Bericht auftaucht

  3. Ein schöner Bericht und ein schöner Blog, weiter so.
    Ich lese hier regelmäßig mit und freue mich immer sehr wenn es neue Berichte gibt.
    Ich entdecke immer wieder Gemeinsamkeiten zu unserem Alltag.
    Wir leben auch ohne Auto und bewerkstelligen unseren Alltag, seid neustem, auch mit einem Cargo Bike(Babboe E-City).
    Der Drang nach einem zweitem Rad ist auch schon da, allersings scheitert es dann hier an den finanziellen Mitteln. Aber, kommt Zeit kommt Rat(d).
    Schöne Grüsse aus dem schönen Münster!
    Solltet Ihr mal in der Nähe sein, seid ihr herzlich eingeladen vorbei zu schauen.

    VG
    Christian

    1. Hallo Christian, danke für Deine Rückmeldung. Offenbar müssen wir irgendwann tatsächlich nach Münster, denn das ist jetzt schon die zweite Einladung dorthin.
      Gruß Andreas

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