Alltag ohne Auto auch im Urlaub – Teil 2

oder mit dem Lastenrad nach Paris (zumindest die ersten fünf Kilometer)

Paris

Im ersten Teil meines Urlaubblogs  beschrieb ich, dass es eine interessante Möglichkeit ist, die Ferien einfach mal in der Region zu verbringen und vieles zu entdecken, was einem sonst verborgen beleibt. Im zweiten Teil geht es um eine Reise nach Paris, immerhin 780 Kilometer, natürlich ohne Auto. Auch in meinem Paris-Beitrag liegt der Schwerpunkt auf Verkehr und natürlich, auf Fahrrädern.

Paris – Vorbereitungen

Bereist im März haben wir unsere Fahrt nach Paris mit dem TGV gebucht. Augsburg – Paris und zurück in jeweils gut 5 Stunden für € 320.- (3 Erwachsene und ein Kind). Bei der Buchung haben wir erfahren, dass es für Kinder ab 14 Jahren die BahnCard 25 für € 10.- gibt. Diese gilt dann bis zum 18ten Geburtstag. Die Karte für Sarah hat sich allein schon bei der Fahrt nach Paris amortisiert. Auch die Unterkunft war schnell gefunden. Es war ein Hotel im Stil der 1920er Jahre im Montmartre-Viertel.

Wie kommt man um sechs Uhr morgens am besten an den Bahnhof?

Die einfachste Methode für uns ist es, das Gepäck und eines der Kinder auf die Lastenräder zu verteilen und dann mit Jolly (Packster 80), Jollienchen (Packster 40) und dem Load an den Hauptbahnhof zu fahren. Die Räder haben wir für den Zeitraum der Reise im Fahrradparkhaus abgestellt, denn von dort aus sind es nur wenige Schritte bis zu den Bahnsteigen. Komfortabler geht es eigentlich nicht. Wäre unser Zug nicht auf Gleis 1 abgefahren, hätten wir das Gepäck sogar auf den Bahnsteig radeln können.

Mit dem TGV nach Paris

Pünktlich um sieben verließ unser Hochgeschwindigkeitszug den Hauptbahnhof in Richtung Paris. Wobei das mit der Geschwindigkeit bis Straßburg ja so eine Sache ist. Aber dann ging es nonstop von der französischen Grenze mit über 300 Sachen in die Hauptstadt der Franzosen. Von Augsburg bis Paris legt der TGV insgesamt 780 Kilometer zurück. Für die Distanz Straßburg – Paris benötigt er 1 Stunde 45 Minuten. Dreieinhalb Stunden dauert es von Augsburg bis über die französische Grenze zu kommen, dabei sind das nur 340 Kilometer. Trotzdem war die Reise echt kurzweilig und so erreichten wir pünktlich um 12:15 Uhr ausgeruht unser Ziel, den Gare de l´Est.


Gare de l´Est – Ankunft in Paris nach 780 Kilometern in 5 Stunden 15 Minuten

ÖPNV in einer fremden Stadt

Irgendwie ist es immer wieder ein wenig abenteuerlich den öffentlichen Nahverkehr in anderen Städten zu nutzen. Am besten man informiert sich hierüber bereits im Vorfeld. In Paris gibt es für die Metro neben Tagestickets für einen und mehrere Tage nur Einzelfahrscheine. Diese können aktuell zum Preis von 1,90 € oder als Zehnerblock für 14,90 € gekauft werden. Am Fahrkartenautomaten bildete sich erst mal eine lange Touristenschlange, klar, wenn der TGV erst mal eine Portion Reisende ausspuckt. Aber im Urlaub nimmt man das gelassen.


Mit unseren Tickets ging es dann los in den Untergrund der Metro. Diese fährt tagsüber im drei bis fünf Minuten-Tackt, Wartezeiten kommen so kaum vor. Während des gesamten Aufenthaltes mussten wir nie länger als zwei Minuten auf den nächsten Zug warten, das ist schon irgendwie anders als in Augsburg. Die Bahnen sind trotz der hohen Taktung gut gefüllt und so erreichten wir zügig und mit nur ein mal Umsteigen die Station Blanche, in deren Nähe sich unsere Unterkunft befand.
Nach dem Auftauchen aus der Röhre fiel unser erster Blick auf eine Berühmtheit in Paris, das Moulon Rouge.


Moulon Rouge

Am Ziel

Die wenigen Meter von der Metrostation bis zum Hotel wurden von Erotikläden gesäumt. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass sich die verschiedenen Branchen in Paris auf Stadteile und Straßen konzentrieren. Wir waren also an der Erotikmeile gelandet, auf der die Auslagen mit Eifeltürmen in den Farben schwarz und pink für entsprechende Anwendungen, gefüllt waren. Auf unseren Spaziergängen durch die Stadt, täglich etwa 12 bis 15 Kilometer, kamen wir noch in die Zweirad-Ecke, das Friseur-Viertel und den Foto-Boulevard.
Neben den beschriebenen Etablissements war eines der ersten Räder, das wir sahen ein Delite unsere Lieblings-Fahrradmarke. Es blieb aber auch das einzige Riese&Müller Rad.


Nach dem Abstellen des Gepäcks machten wir uns auf Paris zu erkunden. Eines der ersten Ziele war eine Bäckerei um etwas typisch französisches zu erstehen.


Unsere Verkehrsmittel in Paris

Wie bereits beschrieben war die Metro unser Transportmittel Nummer 1 um im dichten Verkehr der Metropole ans Ziel zu kommen. Daneben haben wir uns auch Tickets für den Batobus, eine Schiffslinie auf der Seine, gekauft. Vom Boot aus kann man schon einige Attraktionen, wie zum Beispiel den Eiffelturm, den Louvre oder Notre Dame, sehen. An den verschiedenen Haltepunkten kann man das Schiff verlassen und dank des Tagestickets, nach Erkundung der Umgebung, mit dem nächsten weiterfahren.


Auf der Fahrt geht es unter den zahllosen Brücken von Paris hindurch. Auch auf der Seine ist ordentlich Verkehr und so begegnen einem jede Menge Lastkähne und andere Motorboote. Für Touristen wird einiges geboten und so erlebten wir wie die Wasserpolizei eine flüchtende Schwimmerin, die auf unseren Batobus wollte, aus dem Wasser gezogen haben. Auf einer Führung haben wir erfahren, dass Polizei und Feuerwehr den Fluss als Möglichkeit nutzen um in Paris schnell von einem Stadtteil in einen anderen zu kommen. Dies ist wegen der, durch den Autoverkehr immer verstopften Straßen, auf dem Landweg nicht zügig möglich.


In Paris gibt es die Möglichkeit auf mehrere Leihsysteme für Fahrräder oder eScooter zurückzugreifen. Da für jedes System eine Anmeldung erforderlich ist, haben wir auf die Nutzung verzichtet. Auch muss man das Fahren im dichten Verkehr durchaus gewöhnt sein um zu bestehen. Bei den Leihrädern gibt es ein stationsbassiertes (Vélib) und ein Free-Floating System mit gelben Rädern unter dem Namen Ofo. Diese können überall abgestellt werden, was auch an interessanten Orten passiert. Oder ist das die Art in Paris ein Fahrrad zu reinigen?

Lastenräder in Paris


Ja, es gibt sie. Allerdings habe ich nicht eines gesehen, das zum Transport von Kindern genutzt wird. Auf den meisten Bullits und Douzes prangte der Schriftzug irgendeines Lieferdienstes und es waren insgesamt doch nur wenige dieser zukunftsweisenden Transporter unterwegs.
Auf unseren Touren haben wir auch einen Fahrrad-Pannendienst gesehen. Dieses Lastenrad, das zusätzlich mit einem Reparaturständer ausgestattet war, zeigt eine weitere gute Möglichkeit des Einsatzes von Long-Johns.


Rückreise

Auch die Rückfahrt hat hervorragend funktioniert. Die Abfahrt unseres Zuges sollte kurz vor vier Uhr nachmittags erfolgen. Also noch ein halber Tag Paris. Nachdem wir unsere Koffer in einem Schließfach am Bahnhof deponiert hatten, machten wir uns auf das Viertel rund um den Ostbahnhof zu erkunden. Hier befand sich übrigens das eingangs erwähnte Friseur-Gebiet, aber auch der Place de la République und der Place de la Bastille.

Am Ende unseres Aufenthaltes entdeckten wir noch einen Wochenmarkt, auf dem nahezu alle Dinge des täglichen Bedarfs feilgeboten wurden, überwiegend von lokalen Anbietern und in beeindruckender Frische, Vielfalt und Qualität. Offensichtlich kaufen die Pariser überwiegend auf solchen Märkten ein, da auch das Preisniveau hier deutlich niedriger ist als in den Supermärkten. Also genau anders herum wie bei uns! Ein Traum für Plastikvermeider… Hier deckten wir uns für die Heimreise mit Proviant ein.


Danach ging es ein letztes Mal mit der Metro zurück zum Gare de l´Est. Von dort aus startete mit fünf Minuten Verspätung unser Zug zurück nach Augsburg, wo wir dann um kurz nach neun Uhr Abends ankamen.
Die wenigen Schritte bis zu unseren drei Cargo-Bikes waren erneut sehr praktisch und das Gepäck, welches aufgrund der Besuche von diversen Boutiquen ein wenig zugenommen hatte, war rasch verstaut. Um 21:30 Uhr waren auch die letzten fünf Kilometer unserer Reise geschafft und ganz ehrlich, nach fünf Stunden Zugfahrt war das Radeln durch die Nacht echt schön. Auch kam mir die Luft in Augsburg richtig sauber vor und vom nicht vorhanden Verkehr, zumindest das Gefühl in diesem Moment, brauche ich gar nicht reden.

Drei Tage Paris, ein Fazit

Paris ohne Auto? Aus meiner Sicht unbedingt. Ich würde in dieser riesigen Stadt und dem, aus meiner Sicht, chaotischen Verkehrsgeschehen, nicht mit einem Auto unterwegs sein wollen. Die Anreise mit dem TGV war, genauso wie die Heimfahrt, entspannt und zeitlich ein großer Vorteil. Ein weiterer Vorteil des Zuges ist, dass man auch am Anreisetag noch genügend Energie hat das Ziel zu erkunden und auch keinen Parkplatz für ein Auto suchen muss.
Paris erstickt im Verkehr und ist wahnsinnig laut. Ich genieße seit unserer Rückkehr die Ruhe, die selbst in der Augsburger Innenstadt zu finden ist. Auch finde ich die Fahrradinfrastruktur meiner Stadt noch ein Stück angenehmer und sicherer als bisher.
Die Metro ist ein sehr effizientes und kostengünstiges Verkehrsmittel. Für knapp € 1,50 (im Zehnerblock) kann man 90 Minuten uneingeschränkt durch Paris fahren. Gerade als Besucher ist es von Vorteil, wenn man auch mal eine Station zurückfahren kann ohne ein weiters Ticket zu lösen. Und in 90 Minuten kommt man schon sehr weit, da die meisten Ziele innerhalb weniger Minuten erreicht werden. Faszinierend fand ich auch, dass die Pariser U-Bahn auf Gummireifen fährt und dadurch sehr leise ist.

Noch ein paar Bilder

Eindrücke aus Paris auf Bildern festgehalten……..

4 thoughts on “Alltag ohne Auto auch im Urlaub – Teil 2”

  1. Richtig schöner Bericht mit guten Tipps für den Paris-Trip.!Ich war schon lange nicht mehr dort, aber habe es auch so in Erinnerung: als sehr beeindruckende, laute, pulsierende Metropole, wo man nur schwer ein ruhges Plätzchen findet .Ein bisschen schade nur dass Ihr als Radler nicht Paris auf dem Sattel ausprobiert habt. Hätte gerne den Erlebnisbericht von der Fahrt um den Place de L’Etoile (Triumphbogen) gelesen..😊

    1. Darüber hatten wir auch nachgedacht, aber das Leihradsystem hätte eine Anmeldung erfordert und dann auch noch eine Pauschale für sieben Tage. Außerdem hätte ich mich ohne Helm nicht in diesen Verkehr getraut. Danke für das Feedback.

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