Über Mobilität und die Ausgangsbeschränkung zur Osterzeit

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Grundsätzlich geht es in diesem Blog um autofreie Mobilität, also das Unterwegssein. In unserem Fall geschieht dies zumeist mit den Lastenfahrrädern in einer Stadt mit 300 Tsd. Einwohnern. Also in unserem Alltag. Wie sieht das aber in einer Zeit aus, in der es das Beste ist zu Hause zu bleiben? Nach 22 Tagen Ausgangsbeschränkung ist es an der Zeit ein paar Gedanken niederzuschreiben.

Ich hätte nie gedacht so eine Situation zu erleben.

Die ganze Situation hat für mich etwas absolut Surreales. Denn das Virus selber kann man ja weder sehen noch hören. Durch unsere Tätigkeit in einer Uniklinik werden wir aber mit den Auswirkungen noch mehr konfrontiert, als es im Alltag der Fall ist. Der Weg zur Arbeit ist also für uns weiterhin Thema, da die Möglichkeit von Home-Office nur sehr begrenzt möglich ist. Dadurch, dass wir den Arbeitsweg immer mit den Rädern zurück legen hat sich hier kaum etwas verändert. Es herrscht deutlich weniger Verkehr, was aber für uns eher positive Aspekte mit sich bringt. Dank des aktuell vorherrschenden schönen Wetters sind merklich mehr Radfahrende als sonst unterwegs. In einem Beitrag in den sozialen Netzwerken hat jemand die neue Gruppe als „Auch-Radfahrende“ bezeichnet, wie ich finde ein sehr passender Ausdruck. Wobei ich gleich vorweg schicken möchte, dass die Punkte, die diese Gruppe klassifizieren durchaus auch auf die „richtigen“ Radfahrer zutreffen. Was sind also die Merkmale:

  • Fahren gegen die Fahrtrichtung auf Radwegen
  • Fahren auf Fußwegen
  • Überfahren von roten Ampeln
  • Fahren zu zweit oder gar zu dritt nebeneinander, so dass ein Vorbeikommen, auch im Gegenverkehr, kaum möglich ist
  • extrem langsames Fahren

Durch diese Gruppe der unerfahrenen Pedalritter wird der positive Effekt der wenigeren Autos im Verkehr, oftmals wieder zunichte gemacht, und es bleibt nervenaufreibend. Dennoch ist es erstaunlich wie sich das Mobilitätsverhalten, zumindest einiger Verkehrsteilnehmer, in kürzester Zeit wandeln kann. Für die Umwelt in jedem Fall ein positiver Aspekt.

Einkaufen

Nein ich schreibe jetzt nicht über fehlende Produkte in den Regalen der Supermärkte, ich wundere mich nur darüber, dass es offenbar Zeitgenossen gibt, die unbedingt jetzt ihren Jahresvorrat anlegen müssen. Zumindest für einige Produkte. Aber das soll ja nicht das Thema sein. Seit letztem Herbst kaufen wir unsere Milch an einer ca. 6 Kilometer entfernten Milchtankstelle. Das sorgt unter anderem dafür, dass wir das Milchholen als gemeinsame Ausfahrt am Abend so richtig genießen und uns nebenbei noch Bewegung verschaffen. Außerdem sorgt das immerhin, natürlich mit genügend Abstand, für nette Gespräche mit der Betreiberfamilie der Tankstelle.

Milch holen
Milch holen

Ach ja, doch noch einmal zurück zum Einkaufverhalten in den Supermärkten. Durch die Wiederbefüllung der Milchflaschen entfällt auch die Rückgabe an den Pfandautomaten, an denen gerade an Samstagen oftmals lange Schlangen mit Wägen voller PET-Flaschen zu beobachten sind. In Zeiten, in denen Abstand das Gebot der Stunde ist, prima wenn man sich nicht einreihen muss. Im Moment kaufen wir auch für Carolas Eltern ein. Dabei ist es absolut von Vorteil die Möglichkeit zu haben auch Großeinkäufe mit den Lastenrädern transportieren zu können, denn es kommt schon einiges zusammen.

Einkaufen für zwei Familien
Einkaufen für zwei Familien

Notwendige Reparaturen

Seit einiger Zeit klappert auf unebenen Wegen irgend ein Teil an meinem Load. Es war wir verhext, denn ich konnte die Ursache nicht finden. Selbst eine Testrunde mit Emma vorne im Rad, denn das Geräusch kam aus dieser Richtung, bracht kein Ergebnis. Also entschloss ich mich kurzerhand einige Teile abzubauen, die als mögliche Verursacher in Frage kommen konnten. So habe ich erst mal ein Load-Light erschaffen. Nach ein paar Proberunden hatte ich Problem identifiziert – am unteren Ende des vorderen Schutzblechs war eine Niete am Spritzschutz lose. Nach dem Entfernen des Spritzlappens war Ruhe.

Load-Light
Load-Light

Nachdem ich die Ladefläche komplett abgebaut hatte, war das eine gute Gelegenheit die Siebdruckplatten wieder ordentlich fest zu machen. Leider graben sich die Schrauben mit der Zeit immer weiter ein und die Platten lockern sich. Mit eine paar Beilagscheiben könnte man das Problem lösen, nur leider haben aktuell die Baumärkte geschlossen und mein Fundus gab auch nicht mehr genügend Scheiben her. Doch nach einer kurzen Abfrage der Bestände innerhalb der Familie konnte ich doch noch einige Scheiben (kontaktlos!) auftreiben.

Ostern

In unserer Familie ist es üblich, sich zu Ostern zu einem Brunch zu treffen. Jeder steuert etwas zum Buffet bei. Leider ist das in diesem Jahr nicht möglich. Nachdem, bedingt durch das Versammlungsverbot, schon die Feier der Osternacht entfallen musste, sollte wenigstens dieser Osterbrauch in der Familie irgendwie am Leben erhalten werden. Die Idee war geboren. Warum sollte nicht jeder, wie sonst auch, etwas für den Brunch vorbereiten? Und das Beisammensein musste halt analog (wohl eher digital) zu den Meetings in der Arbeit per FaceTime oder Skype erfolgen. Die Idee fand schnell Anhänger.

Also wurde am Karsamstag vorbereitet, wie in den letzten Jahren auch. In unserem Backofen entstanden Baguettes, Brote, Lämmer und mehr.

Vorbereitungen abgeschlossen
Vorbereitungen abgeschlossen

Von anderer Seite kamen eine Lachsrolle und ein Hefezopf zu uns. Alles in allem die perfekten Zutaten für ein leckeres Osterfrühstück im Kreise der Familie. Die Verteilung der Speisen fand natürlich mit einem Lastenrad statt.

Am Ostersonntag sind wir erst einmal zur Kirche gegangen um das Osterlicht nach Hause zu holen, auch wenn das ohne Gottesdienst ein eigenartiges Gefühl war.

Osterlicht
Osterlicht

Dann gab es ein ausgezeichnetes Frühstück bei herrlichem Sonnenschein.

Das "gemeinsame" Frühstück
Das „gemeinsame“ Frühstück

So gestärkt können wir nun wieder die Räder aus der Garage holen und erneut Milch holen, da die Vorräte aufgrund von Joghurt und Käseproduktion schon wieder zur Neige gehen.

Wir wünschen allen frohe Ostern, viel Gesundheit und schöne Radkilometer.

1 thought on “Über Mobilität und die Ausgangsbeschränkung zur Osterzeit”

  1. Schöner Ostertisch.

    Zu den vermehrt aufkommenden Radlern – die meisten dürften wohl erst in den letzten Wochen, Tagen zum Radeln gekommen sein – zumindest haben die fast alle eine schon fast übertrieben aufwändige Ausrüstung (Funktionsjacke, Helm, Hosen, Schuhe usw.), ihr Radl glänzt wie neu und sie sind erkennbar unsicher beim Fahren.
    Treten gerne in Pulkgröße auf, haben meistens ein Pedelec wenn nicht gar ein S-Pedelec und verstopfen die an sich guten Radwege.
    Gerne wird nach einer Lademöglichkeit fürs Akku geschaut – dank meistens geschlossener Gaststätten ist das nicht von Erfolg gekrönt. Und an den normalen Chargern dauert es meistens zu lange – sie können ja während der Ladezeit nicht mehr einkehren oder sonstwas machen.

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