3. Augsburger Radlnacht 2018

Nachdem der Termin für die Radlnacht aufgrund der vielen Veranstaltungen im Sommer (Fußball-WM, Parteitage, etc.) auf den September verschoben wurde, war es am vergangenen Samstag soweit. Seit etwa zwei Wochen wurden immer mehr Sperrschilder und Hinweistafeln für das Großereignis aufgestellt. Im Vergleich zum vergangenen Jahr mit separatem Start- und Zielpunkt war diesmal wieder ein Rundkurs ausgewiesen.

Die Augsburger Lastenradler starten als Gruppe

Eigentlich wollten wir in diesem Jahr als Gruppe am Anfang des Konvois starten, doch es kam anders. Die Lastenradler trafen sich um 20:00 Uhr etwas abseits des ganzen Trubels, am Königsplatz.

Treffpunkt der Lastenradler

Mit etwa fünfzehn Cargo-Bikes machten wir uns um viertel nach acht zum Startpunkt der Rundfahrt auf. Dort hatten sich schon eine ganze Menge Teilnehmer angesammelt und so war es leider nicht möglich den vorgesehenen Platz an der Spitze einzunehmen. Schade eigentlich, aber so reihten wir uns halt, wie alle anderen, in den „Radlwurm“ ein.

Der „Radlwurm“

Doch durch die Einreihung ins „normale“ Feld gelang es nicht als Gruppe zusammen zu bleiben. Dies wurde vor allem dann problematisch, wenn die Fahrt mal wieder ins Stocken kam.

Apropos Stocken, als für einige Zeit in der Müllerstraße überhaupt nichts mehr voranging und ein wenig Unmut aufkam, wurden von einem vorausschauenden Teilnehmer Vitamine in Form von leckeren Äpfeln verteilt. Frisch vom Baum, wie er sagte. Und siehe da, die Stimmung wurde besser und es ging weiter.

Start um 21:00 Uhr

Um den Autoverkehr nicht über die Maßen zu blockieren wurde der Start für neun Uhr abends angesetzt. Generell hatte ich den Eindruck, dass die Veranstalter äußerst bemüht waren die Behinderungen der „Nichtradler“ so gering wie möglich zu halten. Das hatte aber auch Vorteile. Um nämlich den Straßenbahnverkehr uneingeschränkt aufrecht erhalten zu können, führte die Strecke nicht einmal über Schienen. Das war hinsichtlich des Unfallrisikos sicher eine gute Entscheidung

Ich verstehe nicht, dass man mit dem Rad zu einer nächtlichen Veranstaltung fährt und kein Licht am Fahrrad hat.

Eine der Teilnehmerinnen der Radlnacht
Unfallrisiko

Das fahren ohne Licht gehört sicher dazu. Denn in der Gruppe tauchten immer wieder plötzlich Fahrer mit hoher Geschwindigkeit und ohne Beleuchtung von hinten auf. Diese konnte man erst sehr spät erkennen und irgendwie mussten die ja im Anschluss auch nach Hause. 

Eine zweite Gefahrenquelle war aus meiner Sicht der Umstand, dass sich die Strecke immer wieder stark verengte. Dort staute es sich mehrfach und die Geschwindigkeit reduzierte sich bis zu Stillstand. Schieben war oft angesagt. Aber kein Vergleich mit dem letzten Jahr.

Kritische Stimmen

100.000 Euro für 5.000 Radler. Mit dem Geld der Radlnacht könnte man auch etwas anderes machen.

Augsburger Allgemeine – Michael Hörmann auf Twitter

Ja, könnte man bestimmt. Der Vorschlag das Geld in Radwege zu investieren erscheint zunächst als eine gute Idee, aber wie weit kommt man mit diesem Betrag? In einem Interview des Tagesspiegels Berlin beantwortet Konrad Jahnke vom Tiefbauunternehmen genau diese Frage mit der Aussage, dass 1 Kilometer innerstädtischer Radweg für 100.000 € gebaut werden kann. Ein Kilometer also…na ja Mit 5000 Teilnehmern gilt die Radlnacht sicher als Großveranstaltung. Ich denke bei anderen Veranstaltungen werden, bezogen auf die Teilnehmerzahl, sicher mehr als € 20.- pro Kopf ausgegeben (nur € 20.- und nicht € 40.- wie es vor der Korrektur in der Twittermeldung geheißen hat).

…erstaunlicherweise bleibt der Shitstorm aus, wenn heute wieder ganze Viertel abgeschnitten werden, weil geradelt wird…..

Enzos Hundelben – Blog

Auch interessant fand ich die Aussage eines Anwohners der Arthur-Pichler-Straße (eine Sackgasse), der bereits im Vorfeld Angst hatte „wegen des Zirkus der Kampfradler“ sein Haus nicht mehr verlassen zu können. Offenbar war seine Recherche hinsichtlich der Strecke nicht besonders gründlich, denn sonst hätte er bemerkt, dass  die Absperrung seine Straße gar nicht betrifft. Ich hoffe es ist ihm noch rechtzeitig aufgefallen und er ist nicht aufgrund seiner irrigen Annahme von 20:00 Uhr bis 23:00 Uhr zu Hause geblieben.

Mir ist natürlich völlig klar, dass es zu einer solchen Veranstaltung Kritiker gibt, denn irgenwie ist das Ganze ja auch eine Art Kundgebung. Und natürlich nehmen die daran teil, die hinter der Sache stehen. Dennoch denke ich, dass man sich informieren sollte bevor man seine kritische Stimme erhebt, sonst gehen unter Umständen auch gute Argumente in den falschen Fakten (#FakeNews) unter.

Start und Ziel
Fazit

Es war nicht alles optimal, aber das ist nach meinem Dafürhalten die Konsequenz, wenn man versuchen muss den verschiedensten Anforderungen und Regeln gerecht zu werden. Viele der Kritikpunkte aus dem letzten Jahr wurden umgesetzt (z.B. gemeinsamer Start- und Endpunkt, Streckenführung parallel zu Straßenbahnschienen). Trotz des manchmal zähen Vorankommens hat es Spaß gemacht und es ist toll wie viele Augsburger durch die Veranstaltung mobilisiert werden konnten. Immerhin 5000 Teilnehmer. An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an die Organisatoren und die eingesetzten Kräfte der verschiedensten Organisationen los werden. Es ist klasse was geleistet wurde. All den Kritikern möchte ich empfehlen einfach mal dabei zu sein und das Gemeinschaftsgefühl mitzuerleben, sich unterwegs mit fremden Menschen zu unterhalten oder beim Warten einen Apfel geschenkt zu bekommen. Ich würde mir wünschen, dass es im kommenden Jahr eine 4. Augsburger Radlnacht gibt.

Wer mitfahren wollte aber nicht konnte, oder die Fahrt noch einmal erleben möchte (zumindest in Auszügen) kann das mit dem folgenden Video tun.

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