Das GLEAM Cargo Bike

Eine Überraschung

GLEAM
GLEAM

(-Werbung, da Verlinkung auf Unternehmen und Produktnennung -)

Kurz vor dem Wochenende eine Überraschung. In der Radstation steht ein neuer Lastenradtyp, ein GLEAM, und ich durfte es ab Samstagmittag übers Wochenende auf Herz und Nieren testen. Die Gelegenheit habe ich natürlich genutzt.

Was ist eigentlich das GLEAM für ein Lastenrad

Beim GLEAM handelt es sich um ein Trike. Das aber nicht wie das MK1 oder das entsprechende Modell von Urban Arrow das einzelne Rad am Heck, sondern vorne hat. Mit so einer Kombination war ich bisher nie unterwegs. Der vordere Teil des CargoBikes entspricht eigentlich einem normalen Fahrrad, mit Federgabel, 27,5 Zoll Vorderrad und breitem Lenker wirkt es fast ein wenig wie ein Mountainbike. Der Rahmen ist als Tiefeinsteiger konzipiert und ermöglicht so ein bequemes Aufsteigen. Mit entsprechendem Aufsatz (welchen man natürlich mit erwerben kann)auf der Ladefläche würde ein Beinschwung über den Sattel vermutlich auch sehr schnell gebremst werden. Die Breite der Lenkstange entspricht im Übrigen der Breite der Gesamtbreite des Rades. Wenn also der Lenker durch ein Hindernis passt, dann kommt der Rest auch durch. Apropos Lenker, einen Schalthebel sucht man hier vergebens. Das Trike ist mit einer Enviolo Cargo Automatic + ausgestattet und die gewünschte Trittfrequenz wird am verbauten Intuvia-Display eingestellt. Wo ein Intuvia ist, da ist auch der Boschmotor nicht weit. Beim GLEAM wird die Muskelkraft durch einen Bosch Performance CX unterstützt. Die neuste Motorengeneration wird aktuell nicht angeboten. Für die notwendige Energie kann das Rad auch mit Dual-Akku-System ausgestattet werden (die notwendige Weiche für die zweite Akkuhalterung ist bereits verbaut). Der Minilaster wiegt in der Basisversion bereits ca. 70 kg. Also nichts für jemanden, der sein Rad über Treppen in den Keller tragen muss. Das Rad ist 270 cm lang und 80 cm breit. Gerade die geringe Breite ist in Augsburg ein Vorteil, da die Straßenbahn hier mit 100 cm Spurweite unterwegs ist. Für die Ladung steht eine Fläche von 120 cm x 60 cm zur Verfügung und kann laut Hersteller auch vergrößert werden. Das zulässige Ladegewicht, also inklusive Fahrer, beträgt 200 kg. Unter der Ladefläche sind zwei angetriebene, vollgefederte 20 Zoll Räder verbaut. Die Federung in Kombination mit der Neigetechnik sind ein echtes Highlight des CargoBikes.

Genug der Theorie, rauf auf das Rad

Nach einer kurzen Einweisung zu den Komponenten, Arretierung der Neigetechnik und Feststellbremse, konnte es losgehen. Die erste Überraschung erlebte ich schon nach ein paar Metern. Man merkt eigentlich nicht, dass man mit einem Lastenrad unterwegs ist, denn das GLEAM fährt sich wie ein normales Fahrrad. Dadurch, dass auch beim Ziehen der Hinterbremse die Neigung blockiert wird, kann man an Ampeln stoppen, ohne ein Bein auf den Boden zu stellen. Aufgrund des hohen Eigengewichtes habe ich die Unterstützung schnell von Tour auf Sport hochgeschaltet, da der Kleinlaster sonst ein wenig träge ist, aber es ist halt ein echter Laster. Die schon erwähnte Neigetechnik trägt absolut dazu bei, dass die Fahrt nach Hause ein dynamisches Erlebnis war. Der Hersteller gibt den Kurvenradius mit 2 Metern an, was ich nur bestätigen kann, für so ein Rad ist das sehr wenig. Im Vergleich, unser Packster 80 benötigt bei gleicher Länge über 2,6 Meter Radius und das 20 cm kürzere Load 60 hat den gleichen Radius.

Landpartie

Heidelbeeren pflücken und Milch holen stand auf unserem Programm für den Nachmittag. Da konnte das GLEAM seine Tauglichkeit gleich bei einer Überlandfahrt unter Beweis stellen. Die Route (Hin- und Rückweg) betrug ca. 30 Kilometer und auch ein Anstieg mit 7% war zu meistern. Für die Ernte konnten ausreichend Behältnisse aufgeladen werden, was bei dem Ladevolumen eigentlich auch kein Problem sein sollte :-). Das Erste was auffällt ist, dass es sehr mühsam ist, das CargoBike über der unterstützten Geschwindigkeit zu bewegen. Bei dem Gewicht aber auch nachvollziehbar. Dadurch ist der Energieverbrauch sehr hoch und die Reichweite begrenzt. Der Hersteller empfiehlt nicht umsonst die Dual-Akku-Lösung für eine Reichweite um die 80 Kilometer.

Am Berg

Wie erwähnt, lag ein Anstieg mit 7 % auf der Route. Mit unseren anderen eBikes ist es kein Problem diesen mit über 20 km/h (Modus eMTB) zu bezwingen. Mit dem GLEAM bin ich hier quasi verhungert, trotz Turbo. Das ist aber, aus meiner Sicht, der automatischen Schaltung geschuldet. Für die Ebene hatte ich die Trittfrequenz auf knapp 80 eingestellt (ich fahre immer eine Kadenz zwischen 75 und 85). Am Berg aber war das zu wenig. Über das Menü des Intuvias musste die Kadenz angepasst werden. Am Ende war ich bei 90 angekommen und so kurbelte ich mit 15 km/h die Steigung hoch. Oben angekommen musste ich die Frequenz wieder absenken. Auch im weiteren Verlauf war die Strecke hügelig und daher erfolgte die Kadenzanpassung noch ein paar Mal. Das manuelle Schalten der Enviolo/Nuvinci an unseren anderen Rädern empfinde ich hier als deutlich angenehmer.

Über Feldwege

Ein Teil der Route führte über Wald- und Feldwege. Dank seiner Federung fuhr sich das GLEAM auch über Unebenheiten sehr komfortabel. Auch auf der Ladefläche herrschte, trotz des unebenen Weges, Ruhe. Dank der vielen Ösen kann die Ladung gut mit Gurten fixiert zu werden.

Nach der Ernte

Nach der Ernte
Nach der Ernte

Nach dem Beladen ging es mit 10 kg Heidelbeeren zurück. Natürlich kein Gewicht für den Laster. Die 8 Liter Milch, die wir unterwegs noch hinzufügten, konnten daran auch nichts ändern. Den Berg, den ich auf dem Hinweg hochgestrampelt war, ging es nun wieder hinunter. Mit gut 40 km/h Stunde rollte das GLEAM problemlos talwärts. Das Rad liegt auch bei höheren Geschwindigkeit sehr gut auf der Straße und fährt sich angenehm. Wie schon erwähnt, wie ein normales Rad.

Das Ganze dann mit Gewicht

Die 18 bis 20 kg auf der Ladefläche waren für den Pedallaster absolut keine Herausforderung. Eigentlich wollte ich am Sonntag eine Runde mit mehr Gewicht drehen, es liegen gerade drei Ster Buchenholz im Hof, doch leider lud das Wetter nicht zum Radfahren ein. Am Abend lugte die Sonne zwischen den Wollken hervor und so musste das GLEAM für den Weg in die Kirche herhalten. Zu dritt, Fahrer plus zwei Passagiere, waren es sicher um die 200 kg. Wobei man nur in meinem Fall von Gewicht sprechen darf 😊. Doch zurück zum Thema. Auch mit voller Beladung war das Anfahren und Bremsen kein Problem und auch Kurven konnten sicher gefahren werden. Somit hatte das Trike auch den Belastungstest bestanden, wenn auch nur auf einer kurzen Strecke.

Zurück zur Radstation

Die Rückgabe war für Montag vereinbart. Also bin ich am Morgen mit dem GLEAM in Richtung Innenstadt aufgebrochen. Im Stadtverkehr ist die Enviolo Harmony übrigens nicht so störend wie bei der Fahrt aufs Land oder ich hatte mich auch an dieses Verhalten gewöhnt. In der Nacht zu Montag hatte es geregnet und es stand noch Wasser in der einen oder anderen Pfütze. Schon bei der Durchquerung der ersten Wasseransammlung spritzte es, bedingt durch die fehlenden Schutzbleche an den Hinterrädern, bis auf die Ladefläche.

Technik, die Spaß macht?

Neigetechnik, Vollfederung, Automatik-Schaltung und ein Antrieb über vier Riemen. Das GLEAM kommt mit einigen technischen Finessen daher.

Wie schon erwähnt, die Schaltung hat mich auf der Überlandfahrt nicht überzeugt. Im Stadtverkehr ist sie gewöhnungsbedürftig aber akzeptabel.

Die Schaltung ist nicht im Hinterrad verbaut, sonst wären wohl zwei nötig, sondern sitzt in der Mitte des Rahmens. Die Pedal- / Motorkraft wird mittels Riemen übertragen und dann mit einem weiteren Riemen auf ein Differential. Von dort aus wird jedes der beiden Hinterräder über einen weiteren Riemen angetrieben.

Kritiker werden hier natürlich einen massiven Energieverlust wittern, und das ist vermutlich auch so. Das GLEAM ist aber nicht für lange Touren, sondern für den innerstädtischen Kurzstreckentransport konzipiert und das dadurch gewonnene Kurvenverhalten ist, zumindest für mich, bisher einmalig. Federung und enge Kurvenradien machen definitiv Spaß.

Fazit

Das GLEAM ist ein echter Fahrradlaster. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit das Cargo-Bike wirklich mit entsprechender Last zu testen. Die erwähnte Technik macht aber aus dem schweren Rad ein wendiges Gefährt für den urbanen Raum. Für den Güter- und Warentransport hat das Lastenrad einiges an Potenzial. Schutzbleche an den Hinterrädern wären eine echte Verbesserung, wenn man die Ladefläche trocken halten möchte.

Link zum Hersteller GLEAM-Bikes

Probefahrt in Augsburg

3 thoughts on “Das GLEAM Cargo Bike”

  1. Ich will auch haben? Ich komme aus Nürnberg, und schade das es soweit weg ist? Kann man das Rad auch kaufen, auf Raten zahlen und kann man das liefern lassen?

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