Extreme Wetterbedingungen und nette Menschen

In dieser Woche hat der Winter so richtig Fahrt aufgenommen. Selbst bei uns in Augsburg fiel in der Nacht auf Donnerstag 30 cm Neuschnee. Nach dem Aufstehen hatte ich kurz überlegt den Weg zur Arbeit mit Bus und Straßenbahn zurückzulegen, mich dann aber fürs eBike entschieden.

Erst mal den Weg zum Fahrrad freischaufeln

Im Anschluss an das Frühstück war erst einmal Schneeräumen angesagt um die Garage mit den Rädern zu erreichen. Nach ca. 20 Minuten war die Arbeit getan, mir war gut warm und es türmten sich zwei große Schneehäufen auf unserer Zufahrt auf.

Ein frischer Akku und los geht es

Ähnlich wie bei mir ist es ja auch mit den Akkus, wenn mir warm ist bin ich leistungsfähiger. Daher werden die Stromquellen unserer Räder, in der kalten Jahreszeit, im Warmen geladen und aufbewahrt. Nachdem der Schneeräumer bereits durch die Siedlung gefahren war, kam ich erst einmal gut voran. Die ersten drei Kilometer waren kein Problem, etwas langsamer zwar als sonst, aber dennoch zügig. Auch die anderen vierrädrigen Verkehrsteilnehmer, denen ich begegnete, verhielten sich sehr fair und überholten wenn überhaupt, mit ausreichend Abstand.

Dann wurde der Schnee tiefer

Die letzten Jahre und auch an den vergangenen Tagen waren die Wege entlang des Lechs immer geräumt. Heute nicht. Na ja, dann ab in den Tiefschnee.

Andere Radfahrer hatten das schon vorgemacht und wie ich an den Fußspuren sehen konnte, musste der eine oder andere auch schieben. Die Rillen und Fußspuren waren problematischer als der hohe Schnee. Hier zeigte sich auch eine Stärke der Elektrounterstützung, denn gerade das Anfahren im tiefen Schnee geht mit dem Schub der Elektronen viel leichter.

Auto steckt fest

Durch die Räumfahrzeuge werden geparkte Autos oftmals hinter Schneehäufen versteckt. Grundsätzlich ist das viel hübscher als sonst, aber wenn man beobachtet wie sich ein Fahrer abmüht und es nicht schafft aus der Lücke zu fahren, hält man als Radler schon mal an und hilft schieben. Komisch, in der Zeit sind mehrere Autos vorbeigefahren und keiner hat angehalten um zu helfen. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht aus-, sondern nur absteigen muss. Oder Radfahrer sind einfach netter und kommunikationsfreudiger.

Radfahrer reden miteinander

Im weiteren Verlauf wurde es auch auf dem Fahrradweg sehr rutschig und die Spuren im Schnee zeigten deutlich, dass hier schon ein paar Radfahrer kurz vor einem Sturz waren. Dank der Winterbereifung konnte ich die Stelle, zwar langsam, aber ohne brenzlige Situation, meistern. An der nächsten Kreuzung gab ich dann die Warnung bezüglich der heiklen Stelle an eine mir entgegenkommende Radlerin weiter, die ihrerseits die Information hatte, wie ich am besten meinen Weg fortsetzen kann,um auf geräumten Wegen voran zu kommen.

Ein Stück weiter hatte ich angehalten um eine Foto für den Blog zu schießen, als ein Radfahrer auftauchte und mich bat auch von ihm eine Foto für Bekannte in Südamerika zu machen. Im Anschluss hatten wir dann noch ein nettes Gespräch über Radfahren im Winter und über die besten Reifen.

Schon lustig, wie man plötzlich mit anderen Menschen ins Gespräch kommt, nur weil man das gleiche Verkehrsmittel nutzt. Es könnte aber auch daran liegen, das man ja nicht im Stau stehen muss und so etwas Zeit für angenehme Dinge im Leben gewinnt.

Mit dem Rad steht man nicht im Stau und gewinnt so Zeit für angenehme Dinge im Leben.

Ja, Radfahrende reden miteinander und das obwohl sie auch frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit sind.

Radfahren im Winter bedeutet auch Arbeit

Das Winterwetter, in erster Linie das Salz auf den Straßen, ist nicht unbedingt die Umgebung, die den Rädern gut tut. Daher benötigen sie auch ab und zu ein paar Streicheleinheiten. Ich kenne auch Lastenradbesitzer, die ihr Gefährt im Winter in der Garage lassen. Früher hatte ich auch ein Winterrad. Aber irgendwie sehe ich es nicht ein, dass ich mich dann, wenn das Wetter schlecht ist, auch noch mit einem schwergängigen Rad herumplage. Also halt immer mal wieder Wellness für die Räder.

Fazit

Das Wetter mag dem einen oder anderen extrem vorkommen. Eigentlich ist bei uns nur Winter mit Schnee. Umso verwunderlicher ist es, dass der Autoverkehr in dieser Woche, sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn, mehrfach komplett zum Erliegen gekommen ist. Den Schnee finde ich schöner als das aktuelle Tauwetter und wenn die Radwege nicht befahrbar sind, dann steht auch immer noch die perfekt geräumte Straße zur Verfügung.

Ich hatte diese Woche auch mit den andern Verkehrsteilnehmern Glück. Leider hat Carola auf dem Weg zum Einkaufen eine „empörte Matschpackung“ abbekommen, da sie auf der Straße fahrend Autofahrer am raschen Vorankommen (zumindest aus deren Sicht) gehindert hat. Etwas mehr Geduld, ein wenig mehr Abstand und es hätte ohne Dreckspritzen geklappt. Nette Gespräche können Autofahrer weder mit Radfahrenden noch anderen Motorisierten führen, da jeder für sich abgeschottet unterwegs ist. Schade eigentlich.

120 Kilometer sind in dieser Woche zusammengekommen und vor lauter Konzentration auf Straße und Verkehr habe ich dann glatt die 22.222 Kilometer verpasst, die ich mit Lastenrädern in den letzten Jahren zurückgelegt habe.


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1 thought on “Extreme Wetterbedingungen und nette Menschen”

  1. Ich glaube, die Augsburger sind auch gesellige Leute, mit denen man einfach schnell ins Gespräch kommen kann. Wären die Scheiben der Autofahrer unten, könnten man an Ampeln auch miteinander ins Gespräch kommen.

    Doch leider sind die meisten gefangen in ihrem Palast. Der erste Schnee in einem höhergelegenen Stadtteil Stuttgarts brachte folgende Situation:

    – 4 Fahrzeuge stehen an einer 12% steigenden und vereisten Straße, ein Hecktriebler und ein kleiner Fronttriebler kommen nicht hoch.
    – bereits von weitem sah ich das Dilemma und war dann 2-3 Minuten später an Ort und Stelle
    – während ich die beiden Fahrzeuge anschob und damit den länger werdenden Stau auflöste, saßen die 2 dahinterstehenden Mercedes-Fahrer in ihren Geländewagen genervt im Auto.

    Beide Angeschobenen bedankten sich sehr freundlich.

    Fahradfahrer / Pedelecer / Speed-Biker – allesamt sind Retter der Stadt und maßgeblich an der Auflösung von Staus beteiligt 😉

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